Alles, was ihr schon immer über Cover wissen wolltet

  • Coverdesign Guter Punkt
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Der Verlag Droemer Knaur hat seine Leser aufgerufen, uns als Agentur Fragen rund ums Coverdesign zu stellen. Ein großes Dankeschön für diese schöne Aktion an Natalja Schmidt (Leitende Lektorin Fantasy & SF/Team Lead Fantasy & SF) und ihr Team! Unsere Antworten wurden dann am 26. Juli 2017 auf der Facebook-Seite des Verlags veröffentlicht:

1. Welche Infos bekommt ihr für das Cover? Reichen euch ein paar Stichworte oder lest ihr auch in das Buch rein?

Das ist tatsächlich von Verlag zu Verlag und auch von Projekt zu Projekt sehr unterschiedlich. Manchmal erhalten wir sehr viel Information wie eine Zusammenfassung der gesamten Geschichte und/oder Auszüge aus dem Manuskript. Dann wiederum kann das Briefing auch mal sehr knapp ausfallen und quasi nur aus den Angaben zu Autor und Titel bestehen. Wenn es konkrete Wünsche von Seiten des Autors oder des Verlags gibt, reicht es aber auch völlig aus nur zu wissen, dass es z.B. um einen Drachen geht und dieser auch auf dem Cover abgebildet werden soll. 
Im Grunde reichen aber ein paar Stichpunkte: Genre, Ort, Zeit, Protagonist, Zielgruppe
Wenn es die Zeit erlaubt, lesen wir natürlich sehr gern in die Geschichte rein. Viele Verlage stellen uns auch Vergleichstitel zur Verfügung.

2. Seid ihr schon mal an einem Cover verzweifelt, da es wirklich sehr schwer darstellbar war was in dem Buch erzählt wird?

Das ist nicht ganz leicht zu beantworten: uns fällt durchaus immer eine Coverlösung zu jeder Geschichte ein, doch es kann dann natürlich immer sein, dass Verlag oder Autor die Entwürfe leider ablehnen. Besonders dann, wenn es ein sehr wichtiges Buch ist, von dem hohe Verkaufszahlen erwartet werden. Dann kann es passieren, dass wir eine ganze Reihe Entwürfe machen, doch keiner trifft die Erwartungen oder den Geschmack des Kunden. Es ist auch schon vorgekommen, dass in solchen Fällen eine andere Agentur zusätzlich Entwürfe macht und dann zum Schluss das Rennen macht. Umgekehrt sind aber auch wir schon diejenigen gewesen, deren Entwurf dem einer anderen Agentur bevorzugt wurde.
Oft ist es nicht unbedingt eine Frage von »schwer darstellbar«, denn das Ziel der Covergestaltung ist nicht (nur), den Inhalt der Geschichte abzubilden. Vielmehr geht es für den Verlag darum, das Buch über die Coveroptik im Markt zu positionieren. Das ist manchmal ein aufwändiger Prozess, weil hier sehr viele Leute mitreden (Verlagsleiter, Lektoren, Marketing, Vertrieb, Autor, usw.).

3. In wie weit dürfen die Autoren an der Mitgestaltung des Covers »arbeiten«? Und kam es schon mal vor, dass der Entwurf für ein Cover nicht akzeptiert wurde?

Autoren dürfen in der Regel ihre Wünsche äußern und Anregungen für das Cover geben. Die Gefahr besteht manchmal, dass der Autor/die Autorin zu tief in der Geschichte »steckt« und zu viel vom Inhalt auf dem Cover zeigen möchte. Es gilt eindeutig die Devise: »Weniger ist mehr«. Das Cover soll neugierig machen, aber nicht schon die ganze Geschichte erzählen. Es kommt jedoch tatsächlich recht häufig vor, dass wir Entwürfe machen, der richtige Vorschlag aber noch nicht dabei ist. Manchmal bedarf es nur einer kleinen Bearbeitung, manchmal muss man tatsächlich neu anfangen.
Als Jungautor sollte man wissen, dass das Mitspracherecht im Verlag nicht selten vom Erfolg abhängt; das bedeutet, als Debüt-Autor wird man womöglich gar nicht gefragt, als Bestsellerautor dann von Anbeginn einbezogen. Das ist aber auch vom Verlag abhängig. Natürlich sind die Vorstellungen von Autor und Verlag meist sehr unterschiedlich.

4. Wie bekommt ihr ein Gefühl dafür, ob bei einer Übersetzung ein deutsches Cover stilistisch stark vom Originalcover abweichen sollte?

Das ist eine Frage, die fast eher der Verlag beantworten müsste. Die Entscheidung, ob das Originalcover auch für die deutsche Ausgabe eines Buches verwendet wird, wird in der Regel vom Verlag getroffen. Auch der Wunsch sich am Originalcover anzulehnen oder eben nicht, wird wenn dann vom Verlag an uns herangetragen. 
Auch die Rechtelage an Fotos oder Illustrationen spielt dabei leider eine Rolle. Amerikanische Originalmotive sind oft sehr teuer und dann wird lieber ein komplett neuer Gestaltungsansatz verfolgt, als eine schlechte Kopie zu machen. Auch um nicht in Copyright-Schwierigkeiten zu geraten.

Es spielt aber natürlich auch der persönliche Geschmack eine Rolle: hat man das Gefühl, das Originalcover passt zum Buch? Ist es stimmig und lädt zum Hingreifen und Lesen ein? Und nicht zu verachten: hat das Originalcover im Verkauf funktioniert? Gibt es Feedback von Lesern? All das wird bei der Entscheidung pro oder contra Originalcover bedacht.

Ein wichtiger Faktor sind auch die unterschiedlichen Sehgewohnheiten und Erwartungshaltungen – der Buchmarkt in den USA unterscheidet sich grundlegend vom deutschen Markt. Was dort zum Riesenerfolg wird, kann hier ein Ladenhüter sein – und umgekehrt. Die Verlage haben meist ein sehr gutes Gefühl für ihre Kunden.

5. Gibt es auch bei Covern »Trends«?

Ja, das gibt es. Es hängt viel vom Verkaufserfolg eines anderen Buches ab. 
Also z. B. Trudi Canavan damals den großen Durchbruch mit ihrer »Gilde der Schwarzen Magier«-Reihe hatte, gab es im Anschluss ganz viele Bücher in der Fantasy, die optisch ähnlich waren. Der sogenannte »Me-too«-Effekt: auf der Welle des Erfolgs mitreiten, denn offenbar beeinflusst es tatsächlich die Kaufentscheidung der Kunden. Man kauft gern etwas, das nach vertrauter, guter Qualität aussieht. Es kann natürlich auch mal eine Mogelpackung sein ...

Man glaubt das oft nicht – aber es ist unheimlich schwer, ein zeitlos klassisches Design zu entwerfen – wenn es so etwas überhaupt gibt. Oft merkt man erst in der Rückschau, wie stark die Einflüsse der Gegenwart sind. Das betrifft die Wahl der Motive, Farben, Schriften genau wie Proportionen.

6. Wie wird entschieden, ob das Buch ein Cover bekommt, das einen direkten Bezug zum Inhalt hat (z.B. »Wedora« / Turm am Cover) oder eher so gestaltet ist, dass die Zielgruppe darauf anspricht (Landschaft / Gebäude / Schwerter)?

Im konkreten Beispiel von »Wedora« hat der Autor Markus Heitz selbst viel mitgesprochen und das Cover nach seinen Vorstellungen beeinflusst.

Manchmal wird zu einem Buch bereits das Cover gestaltet, das Buch ist aber noch gar nicht geschrieben. Es existiert nur eine gute Idee und ein Exposé dazu. Das ist gut möglich, denn die Covergestaltung findet manchmal 6-12 Monate vor der Veröffentlichung eines Buches statt. In solchen Fällen mag das Motiv etwas allgemeiner ausfallen.

Manchmal bietet der Inhalt eines Buches sich schon für die Visualisierung an (geht es beispielsweise um ein magisches Artefakt, ist es sicher sinnvoll, das in irgendeiner Weise auf das Cover zu bringen). Geht es eher um politische Low-Fantasy á la Game-of-Thrones, ist es sehr viel anspruchsvoller, dem Leser auf einen Blick ein Gefühl für das Buch zu geben – mit einem Schwert ist es nicht getan, da müssen es schon tausend sein 

7. Wie lange arbeitet ihr an einem Cover?

Das kann sehr stark variieren: es gibt Bücher und Themen, die gehen leicht von der Hand und das passende Motiv ist rasch gefunden. Dann kann das mal in einem Tag fertig werden. Andere Cover erhalten eine aufwendige Illustration, und benötigen von der Skizze bis zum finalen Cover auch mal einige Wochen. Oder wir arbeiten an recht umfangreichen Photoshop-Collagen, das dauert dann etwa 1-3 Tage.

Vom ersten Entwurf bis zur finalen Covergestaltung ist es ein weiter Weg. Wir müssen ja auch die Gestaltung von Rücken und U4 bedenken, die Veredelung andenken und umsetzen, die druckreife Reinzeichnung erstellen, usw.

8. Habt ihr Beispiele von Covern, die euch besonders gut gefallen?

Oh ja, da gibt es einige! Wirklich toll ist z.B. »Das Lied der Krähen« von Leigh Bardugo. Eine Gestaltung von Rich Deas, die wir für die deutsche Ausgabe übernehmen durften.
Aus unserer Coverschmiede mag ich (Andrea Barth) sehr gern die Reihe zum »Monstrumologen« von Rick Yancey. Oder auch die Cover der Dan Wells Bücher.

Für mich gehört zur Zeit sicherlich aus den USA »The New Annotated H.P. Lovecraft« dazu (Markus Weber), es wirkt edel, einzigartig und man denkt sofort an Cthulhu. Aber auch die Briten machen wunderschöne Bücher (z.B. Daphne du Maurier, »The Birds and other Stories«). Oder bei der hiesigen Konkurrenz »Magisterium« (Holly Black, Cassandra Clare)

Die Website der Agentur findet ihr übrigens hier: http://www.guter-punkt.de/

Quelle: https://www.facebook.com/KnaurFantasy/posts/1704775543163234